31. Mai 2007

A-Capella-Chor Zürich in Jena

Nun stimmt zwar die Reihenfolge nicht mehr, aber berichten möchte ich dennoch vom Konzert des A-Capella-Chores Zürich in der Stadtkirche St. Michael in Jena am 27. Mai 2007. Wir haben ja extra unseren Besuch im Spiegelzelt um einen Tag verschoben, um die Züricher Freunde zu hören und wieder zu treffen. Das Konzert war gut besucht, die Kirche voll und die Zuhörer begeistert. Ohne Zugaben ging es nicht und der Beifall war lang anhaltend. Auf den Gesichtern der Chormitglieder widerspiegelte sich die Freude über die herzliche Aufnahme und die tolle Atmosphäre in der Kirche. Auch beim ersten Gastkonzert war der Besuch sehr gut, wie uns der Chorleiter Piergiuseppe Snozzi berichtete.
Nach dem Konzert waren wir (S. und ich) eingeladen zu einem Essen im Hotel "Zur Noll" in der Oberlauengasse, einer historischen Schankwirtschaft, die sich zu einem Hotel mit Gastronomie entwickelt hat und eine erste Adresse in Jena geworden ist. In der restaurierten Bohlenstube kamen alle Sängerinnen und Sänger unter; das Essen war vorzüglich und die Stimmung fantastisch. Anderntags ging es mit Bahn zurück nach Zürich - 8 Stunden Fahrt mit Umsteigen.
Der Chor finanziert seine Auftritte und Reisen selbst, auf Gagen wird verzichtet und die Kollekte des Abends erhält die jeweilige Kirchgemeinde für ein soziales Projekt.

Im Konzert war der Schwerpunkt natürlich Palestrina, aber für viele Zuhörer ist der Portugiese Manuel Cardoso (1566 - 1650) noch zu entdecken, da sein umfangreiches Werk erst vor wenigen Jahrzehnten erschlossen wurde. Cardoso lebte als Mönch im musikfreundlichen Karmeliter Konvent in Lissabon, wo er auch als Organist und Chorleiter wirkte. Pierguiseppe Snozzi hat sich in den letzten Jahren sehr um die Verbreitung Cardosos verdient gemacht; in jedem Konzert werden Werke Cardosos aufgeführt.

30. Mai 2007

Bauen in Weimar

Pause nach angestrengter Arbeit am 3. Mai 2007 (Gartenmauer am Goethehaus).


Foto: Peter Rost

"Les Siciliens"

"Ich will nur noch für Augenblicke leben, in welchen ich das ganze Dasein als Melodie empfinde..."
(Emile Michel Giorau).

Das steht als Motto auf der Internet-Seite der sizilianischen Sängerin Etta Scollo, die am 27. und 28. Mai 2007 im Weimarer Spiegelzelt gastierte. Unsere ursprünglich für Pfingstsonntag bestellten Karten mussten umgetauscht werden, da wir am Sonntag das Konzert des Züricher A Capella-Chors in Jena nicht versäumen wollten (siehe gesonderten Post).

Bereits im vergangenen Jahr begeisterte die zierliche Sizilianerin mit ihrer kraftvollen Stimme das Publikum im Spiegelzelt, auch dieses Jahr war ihr neues Programm ein voller Erfolg - Beifall über Beifall und mehrere Zugaben am Ende und zuletzt nochmals das Eröffnungslied "Les Siciliens".

Etta Scollo studierte nach einem abgebrochenen Kunst- und Architekturstudium am Wiener Konservatorium und tourte anfangs mit Blues- und Jazzmusikern. Erst in den 90er Jahren kehrte sie mit ihrer Musik zu ihren sizilianischen Wurzeln zurück. Mit ihrem Projekt "Canta Ro" - einer Hommage an die populäre sizilianische Sängerin Rosa Balistreri - hatte sie internationalen Erfolg. Ihre Begleitmusiker Frank Wulff und Hinrich Dagebür zeigen ihr Können auf vielfältigen Instrumenten.


Übrigens gastiert Etta Scollo auf ihrer diesjährigen Konzerttournee am 8. September auf Schloss Hardenberg, das Weimarern kein Fremdwort ist: dort residiert unserer früherer Kulturstadtmanager Bernd Kaufmann als Generalbevollmächtigter und Geschäftsführer der 1997 durch den Deutschen Sparkassen- und Giroverband ins Leben gerufenen Stiftung. Wenn man das Programm auf Schloss Hardenberg verfolgt, begreift man, welcher Verlust der Weggang Kaufmanns für Weimar bedeutet.

Sitzordnung im Spiegelzelt

29. Mai 2007

Hannah Höch in Berlin

Heute möchte ich mich wieder einmal meinem eigentlichen Interesse widmen: der Collage. Dazu eine Vorabinformation über einen geplanten Ausstellungsbesuch in Berlin - der Ausstellung "Hannah Höch - Aller Anfang ist DaDa!"
vom 6. April bis 2. Juli 2007 in der Berlinischen Galerie, die ja den Nachlass der Künstlerin betreut und damit auch den größten Anteil an Exponaten stellt. Es werden ca. 160 Arbeiten aus allen Werkperioden präsentiert. Aus dem Ankündigungstext: "Beginnend mit wichtigen Fotomontagen aus der DaDa-Zeit, über die bedeutende, Ausgang der zwanziger Jahre entstandene Serie ´Aus dem ethnografischen Museum´bis hin zu den Pop Art inspirierten Klebearbeiten der 60er Jahre findet die Collage als genuine Ausdrucksform Höchs besondere Berücksichtigung."
Ergänzend werden private Korrespondenz, Fotos und persönliche Notizen dargeboten.

Nun heißt es sich sputen, denn viel Zeit bleibt nicht mehr - nur ca. ein Monat, dann sind die Werke wieder im Archiv verschwunden.

25. Mai 2007

Himmelfahrt 2007

Natürlich lud das herrliche Wanderwetter am Himmelsfahrttag zu einer ausgedehnten Wanderung im Saaletal bei Bad Kösen ein. Mit den Ehepaaren J. und G. zogen wir zu den Saaleburgen Rudelsburg und Saaleck und zu Mittag ins "Himmelreich", einer bekannten Ausflugsgaststätte auf dem gegenüberliegenden Saaleufer hoch oben über dem Fluß. Hier hat man einen schönen Blick auf die Saaleburgen über einem Muschelkalksteilhang und in das Saaletal.

Da Fotos der Burgen in jedem Thüringer Fotoalbum zu finden sind, mal einige nicht so bekannte Motive:
Auf dem Gelände der ehemaligen Vorburg der Rudelsburg wurden
Ende des 19. Jahrhunderts mehrere Denkmäler durch Korpsstudenten errichtet:
die Gefallenensäule zu Ehren der im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gefallenen Corpsstudenten (Pfingsten 1872 geweiht) - das erste studentische Denkmal Deutschlands überhaupt,
der Kaiser-Wilhelm-Obelisk (1890),

das Jung-Bismarck-Denkmal (1895/96) - Bismarck als Corpsstudent - Einweihung des Nachgusses 2006,
und das Löwendenkmal
von dem Berliner Bildhauer Prof. Hermann Hosaes zum Andenken an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Corpsstudenten (1926).











Alle diese Denkmäler wurden nach der Wiedervereinigung restauriert bzw. neu errichtet.


Im Hof der Rudelsburg war natürlich heftiges Biertrinken mit der entsprechenden Geräuschkulisse angesagt, etwas aufgelockert durch junge Tänzerinnen, die unter entsprechendem Gejohle eine Showtanz-Einlage zur Aufmunterung der Himmelfahrtstrinker lieferten.

Eine tolle Überraschung war die Ankunft von Fahrzeuggespannen mit alten Lanz-Bulldogs, die liebevoll restauriert ihr typisches Glühkopfmotorengetuckere ertönen ließen. Diese von der Firma Heinrich Lanz Aktiengesellschaft in Mannheim Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts gebauten Traktoren waren zu ihrer Zeit ein Riesenerfolg auf Grund ihrer Einfachheit und Robustheit und, weil sie mit Rohöl betrieben werden konnten und weder Ventile, Vergaser noch Getriebe benötigten. Von dem Entwickler des Motors, dem Ingenieur Dr. Fritz Huber stammt der legendär gewordene Satz: "Ein Schlepper kann nicht einzylindrig genug sein."











Also kamen auch die Technik-Freaks an diesem Tag auf ihre Kosten und wir Wanderer natürlich sowieso.





Alle Fotos: P. Rost

18. Mai 2007

Weimar im Mai

Hier als Ergänzung zum Sportevent am Himmelfahrtswochenende in Weimar die Bilder:

Adressenaustausch am Theaterplatz:

Ringen in der Schillerstraße:

Beach Volleyball auf dem Marktplatz:

Schach in der Fußgängerzone:

Tischtennis für Profis:

Weimar am Meer:

In die Höhe am Schloss:


Alle Fotos: Peter Rost

16. Mai 2007

"Move your Body - Stretch your Mind!"

40 Tage nach Ostern feiern die christlichen Kirchen "Christi Himmelfahrt". Das Fest erinnert an die Aufnahme Christi 40 Tage nach seiner Auferstehung in den "Himmel" - gemeint ist der göttliche Herrschaftsbereich (im Englischen sagt man dazu "heaven" im Gegensatz zu "sky"). Seit dem 4. Jahrhundert ist Christi Himmelfahrt als eigenständiges Fest am Donnnerstag nach dem 5. Sonntag nach Ostern nachweisbar. In Deutschland ist Himmelfahrt seit 1937 gesetzlicher Feiertag.

Unrühmlich bekannt ist dieser Feiertag als "feucht-fröhlicher" Männertag mit all seinen Folgen, auch seinen traurigen Rekorden bei Verkehrsunfällen unter Alkoholeinfluß. Im Jahr 2006 wurden an diesem Feiertag bundesweit 383 Unfälle unter Beteiligung mindestens eines Alkoholisierten polizeilich registriert.


Dieses Jahr wird den vorwiegend jugendlichen Männern eine Alternative präsentiert: das dsj-Jugendevent in Weimar vom 16. bis 20. Mai unter dem Motto "Sport, Spaß, Bewegung und gemeinsames Erleben". Das klingt gut und hätte die englische Ergänzung gar nicht gebraucht: "Move your Body . Stretch your Mind."

Na gut - Sport frei!

15. Mai 2007

X-Straße = Ferdinand-Freiligrath-Straße

Bauvorhaben am "Platz Adolf Hitlers" und Ersatzwohnbauten in der "X-Straße"

Noch ein Wort zur Ferdinand-Freiligrath-Straße in Weimar. Diese Bebauung entstand erst in den 30er Jahren als Ersatzwohnungsbau für den Bau des Gauforums Weimar. Mit dem Bau des Gauforums am ehemaligen Carl-August-Platz begann man ganze Stadtteile am Rand der Weimarer Altstadt abzureissen. Der amtierende Stadtbaurat und Beauftragte des Gauleiters für die Baugestaltung im Gau Thüringen, Rudolf Rogler forderte: "Weimar muss mit neuem Impuls gefüllt werden!". Nach den Berechnungen der Architekten fielen den gigantischen Umbaumaßnahmen 150 Häuser mit 445 Wohnungen, 52 Läden und 27 Werkstätten zum Opfer. Als Ersatz sollten u.a. 134 Wohnungen in der jetzigen Ferdinand-Freiligrath-Straße geplant werden.
Während die Bauten am Adolf-Hitler-Platz durch das Büro des Wettbewerbspreisträgers Prof. Hermann Giesler geplant und errichtet wurden, plante der Architekt Willem Bäumer die platzartig aufgeweitete "X-Straße", die heutige Ferdinand-Freiligrath-Straße, die im Kontrast zum streng geschlossenen Ensemble des Gauforums den historisierenden Vorbildern nachempfunden war und statt einer Machtdemonstration "kleinstädtische Gemütlichkeit und behagliche Biedermeierkeit" vermitteln sollte. So entstanden "in wenigen Jahren dicht nebeneinander zwei völlig unterschiedliche Teile der Stadt, die ... so ein exemplarisches Zeugnis der Gleichzeitigkeit verschiedener Bauauffassungen im Nationalsozialismus der Nachwelt erhält." (Werner Durth/Winfried Nerdinger: Architektur und Städtebau der 30er/40er Jahre - Schriftenreihe des Nationalkomitees für Denkmalschutz Bd. 46 - 1993)

Die Bebauung der Straße ist bis heute in ihrer ursprünglichen Gestalt erhalten. Am Rand der Altstadt stellt sie auch in der nun erneuerten Oberflächen- gestaltung eine Idylle dar, bevor sie sich zum "Weimar-Atrium", der mehrmals und nun vorerst endgültig zum Konsumtempel umgebauten "Halle der Volksgemeinschaft", öffnet.

14. Mai 2007

"Wasser - Marsch!"


Weimar ist seit Freitag, dem 11. Mai 2007, um eine kleine Attraktion reicher: Im Rahmen der Oberflächenneugestaltung der Ferdinand-Freiligrath-Straße wurde auf der Freifläche vor der Gaststätte "Zum Siechenbräu" ein Spielbrunnen eingeweiht. Eine Plastik des Bildhauers Walter Sachs stellt eine Figurengruppe dar, die Wasser abgibt und wieder aufnimmt. Die Bewohner der anliegenden Wohnhäuser und vor allem die Kinder nahmen die Figuren mit einem kleinen Straßenfest begeistert in Besitz. Für Planung und Bauleitung der Straßenbaumaßnahme ist unser Planungsbüro WEIMARPLAN zuständig.






Alle Fotos: WEIMARPLAN

11. Mai 2007

A-Capella-Chor Zürich


Während unseres kurzen Aufenthalts in der Schweiz waren Esther und Piergiuseppe Snozzi aus Zürich zu Gast bei A. und P. Piergiuseppe Snozzi leitet den A-Capella-Chor Zürich, mit dem beide im Mai 2005 in Thüringen waren. Einem Konzert in der Severikirche in Erfurt folgte ein abendliches Treffen mit dem ganzen Chor und am 16. Mai vor der Heimreise eine Stadtführung in Weimar, bei der ich auch "Nebenschauplätze" zeigen konnte und damit viel Interesse weckte. Die Auftrittsorte wurden ein Jahr vorher beim ersten Besuch des Ehepaares ausgewählt und ausprobiert. Unser Kontakt mit beiden kam dadurch zustande, dass P. einige Jahre im Züricher Chor sang.


Piergiuseppe Snozzi stammt aus dem Tessin und leitete lange Jahre den von Prof. Dr. Walter Rüsch 1947 gegründeten Coro Palestrina Locarno nach dessen Tod, um die geistliche Musik des 16. und 17. Jahrhunderts zu pflegen. Inzwischen konzentriert sich "Piero" nur noch auf den A-Capella-Chor Zürich. Mittelpunkt des Chorrepertoirs bildet das Werk Palestrinas, aber auch Werke Cardosos, Viadanas, Allegris und anderer werden regelmäßig aufgeführt.

Piergiuseppe Snozzi:

"Ich bin überzeugt, dass diese meditative Musik gerade uns heutige Menschen fasziniert durch ihre schwerelose Durchsichtigkeit und ihr gleichmaßiges Strömen."

Klang und Raum und das Tempo erhalten besonderes Augenmerk in der Interpretation des Chores.
"Kritiker und Musikwissenschaftler haben zwar schon viel diskutiert, ´wie´ man Musik aufführen soll, aber noch wenig darüber, ´wo´das geschehen soll. Der Ort, wo eine Musikaufführung stattfindet, ist keineswegs unwichtig und müsste demnach einen direkten Einfluss auf das ´Wie´haben....
... Musik kann durch einen Ortswechsel an Qualität einbüssen. So entgeht uns leicht, dass ein guter Teil der ´klassischen´Musik heute in Konzertsälen aufgeführt wird, wie es sie noch gar nicht gab, als sie komponiert wurde (vor 1850). Werden nun Werke von Vivaldi oder Haydn in solchen Sälen aufgeführt, so wird die Musik dieser beiden Komponisten an Orten aufgeführt, wofür sie nicht gedacht waren. Was macht das für einen Unterschied? Je nachdem ist er beträchtlich oder nur bescheiden. Denken wir an die Resonanz, an den Hall eines Raumes. Die Präludien und Fugen des ´wohltemperierten Clavicembalos´von J. S. Bach haben eine eher rasche Akkordabfolge. Das ist so, hält Kurt Blaukopf in seinem Werk "Musik im Wandel der Gesellschaft 1982" fest, weil diese Musikstücke für ein Tasteninstrument gedacht waren, die in eher kleinen Räumen ohne Echo
aufgeführt wurden, so dass keine Gefahr bestand, dass sich die rasch folgenden Akkorde überlagerten und Missklänge erzeugten. Man kann sich also gut vorstellen, wie anders diese Stücke schon in einem mittelgroßen Saal klingen. Die Kantaten und Passionen von J. S. Bach hingegen sind für die Aufführung in einer Kirche gedacht und haben darum einen weniger dichten harmonischen Rhythmus, so dass sie sich für Räume mit etwas Nachhall besser eignen. ..." (Marcello Sorce Keller)


Tempowahl und Art der Aufführung nehmen immer Rücksicht auf die Klangverhältnisse der Kirchen, in denen der Chor auftritt. Das gewählte "Tempo" steht demnach nicht nur in Bezug auf die Komposition, sondern auch auf den Ort. Deshalb werden die akustischen Verhältnisse vor Ort geklärt und ausprobiert, ehe eine Entscheidung für oder gegen den Auftrittsort gefällt wird. Dabei sind auch Positionen von Sängern und Publikum von Bedeutung. Diese nicht neue Erkenntnis wird leider selten in die Tat umgesetzt. Die Komponisten des späten Mittelalters und der Renaissance haben ihre Messen und Motetten für bestimmte Kathedralen komponiert und dabei die Akustik dieser Räume berücksichtigt, in denen Töne erst nach einigen Sekunden verklingen. Piergiuseppe Snozzi dirigiert seinen Chor im Bewußtsein dieser Zusammenhänge.


Es wird ein Wiedersehen mit den Snozzis und dem Züricher Chor geben: zu Pfingsten 2007 in der Michaeliskirche in Jena und im Naumburger Dom. Selbstverständlich werden wir in Jena am Pfingstmontag dabei sein. Übrigens war der Auftritt 2005 überschattet von einem tragischen Unfall: Piergiuseppe stürzte in Erfurt und verletzte sich schwer, so dass er mit den Nachwirkungen noch bis Anfang 2007 zu kämpfen hatte.

Rückblick April


Ein Rückblick auf die April-Farben im Garten: eine frühe Berberitze.

Dieser April bescherte uns ein herrliches Frühlingswetter mit viel Sonnenschein und kaum Regen. Die Bauern fürchteten schon um eine Missernte bei ausbleibender Feuchtigkeit. Besonders betroffen wären Gerste, Weizen und Zuckerrüben, was eine Erhöhung des Bierpreises im Herbst nach sich zeihen könnte. Aber seit dieser Woche haben wir Aprilwetter - im Mai. Heute ist übrigens der erste "Eisheilige":
11.5. Mamertus
12.5. Pankratius
13.5. Servatius
14.5. Bonifatius
und zum Schluss am 15.5. die "kalte Sophie". Wenn es gegenwärtig auch nicht so aus sieht, gerade im Zeitraum um den 12. bis 14. Mai fallen die Temperaturen häufig rapide ab, wodurch es Bodenfrost geben kann. Das Motto heute:

Der heilige Mamerz hat von Eis ein Herz.

10. Mai 2007

"Fett for Fun"

Was unserer Regierung alles so einfällt: "Fit statt Fett" heißt jetzt das Regierungsprogramm und soll uns die körperliche Ertüchtigung für Flexibilität, Belastbarkeit und Anpassung an die Erfordernisse der Wirtschaft verordnen. Das Wort "kostengünstig" fehlt noch, ist wohl aber der eigentliche Hintergrund. Der Weg zur wirtschaftlichen Verwertung des Einzelnen in unserer Gesellschaftspolitik wird immer deutlicher: "Wir werden überwacht, kontrolliert und drangsaliert und man legt uns nahe, wie wir unser Leben ... am effektivsten zu gestalten hätten" ("Pillo" im Forum der Tagesschau). Ein Vorschlag aus dem gleichen Forum: "... Allgemein verpflichtende, jährlich stattfindende amtsärztliche Reihenuntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr einführen, die gegebenenfalls Nachschulungen der Eltern zur Folge hätten."

Bin ich froh, dass die Regierung auf Verordnungen und Strafen (vorerst) verzichten will.
Ab zum Mittagessen!

Vier Tage im "Heidiland"


Das verlängerte Wochende vom 27. April bis 1. Mai dieses Jahres verbrachten wir im 580 km entfernten Wangs (eigentlich Vilters-Wangs) in der Schweiz; es war ein lange fälliger Besuch im neuen Domizil von A. und P. mit dem kleinen L., unserem Enkel. In der Schweiz Vorzeigewetter wie zu Hause in Deutschland, fast schon Hochsommer, auch was die Vegetation angeht. Vilters-Wangs liegt am Westhang des Rheintals im Kanton St. Gallen in der Region Sarganserland und der Ferienregion "Heidiland", ist eigentlich ein Dorf, entstanden aus dem Zusammenschluss der Orte Vilters (1872 Einwohner) und Wangs (2204 Einwohner) und leicht erreichbar über die Autobahn Bregenz - Chur. Die Dörfer verdanken ihre Lage in der einmaligen Flusslandschaft Rheinau den Dorfbächen und stehen auf Schuttkegeln. In vergangenen Jahrhunderten gab es in der Region schwere Schäden durch Pest (14. und 17. Jahrhundert), katastrophale Überschwemmungen und Dorfbrände (1800 in Vilters) sowie Hunger und Elend. Deshalb verwundert es nicht, dass im 19. Jahrhundert viele Einwohner nach Amerika auswanderten.
Der Hausberg des Ortes ist der "Gonzen" mit 1.829 m (auf dem Foto oben rechts, in der Fortsetzung der Bergkette auf dem Foto die sogenannten "Churfirsten").


Ein chinesischer Hartriegel (cornus causa) in voller Blüte, bei uns im Weimarer Garten kann man nur erste Knospenansätze bestaunen.

Obligatorisch ein Besuch im nahe gelegenen Chur, der ältesten Stadt der Schweiz mit 5.000 Jahren Siedlungsgeschichte und Hauptstadt des angrenzenden Kantons Graubünden (siehe auch mein Post zu Hildesheimer vom 5. April 2007, der ja in Graubünden an der Grenze zu Italien lebte).


Ein Ausflug führte uns zum Walensee, dem "See der Welschen", so genannt, da er im Frühmittelalter die Sprachgrenze zwischen Alamannen im Westen und Rätoromanen, den "Welschen", im Osten markierte. Bei ca. 24 km² Oberfläche beträgt seine größte Tiefe 151 m; da er rundum von über 1.000 m hohen Felsen umgeben ist, nördlich von der imposanten Bergkette der "Churfirsten", hat er eine niedrigere Wassertemperatur als andere Seen der Umgebung.


Ein Höhepunkt der Tage in Wangs war ein Besuch des Ehepaares Snozzi aus Zürich; aber davon später.

Alle Fotos: Peter Rost

8. Mai 2007

Zum Nachdenken über Preise

"Es gibt kaum etwas auf dieser Welt,
das nicht irgend jemand ein wenig
schlechter machen und etwas billiger
verkaufen könnte, und die Menschen,
die sich nur am Preis orientieren,
werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.

Wenn wir zuviel bezahlen,
verlieren wir etwas Geld, das ist alles,
wenn wir dagegen zu wenig bezahlen,
verlieren wir manchmal alles,
da der gekaufte Gegenstand die ihm
zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.

Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es,
für wenig Geld viel Wert zu erhalten.
Nehmen wir das niedrigste Angebot an,
müssen wir für das Risiko, das wir eingehen,
etwas hinzurechnen.
Und wenn wir das tun, dann haben wir
doch genug Geld, um etwas Besseres zu bezahlen."


John Ruskin
(Engl. Sozialreformer 1819 - 1900)

Endlich Regen!


Seit genau einem Monat hat es bei uns keinen Tropfen mehr geregnet. Anfang April versiegten die Schleusen des Himmels über Mitteldeutschland und so freuten sich nicht nur die Kleingärtner über den Guss der letzten Nacht. Unsere Regenwasseranlage ist wieder zu 80 % gefüllt. Und das gegen den Willen unseres Trinkwasserlieferanten, des Wasserzweckverbandes Weimar, der sein Wasser teuer verkaufen will und uns deshalb die Nutzung der Anlage teilweise untersagen wollte. Nur durch Klage und Entscheid des Verwaltungsgerichts Weimar erhielten wir das Recht, unsere Wäsche mit gefiltertem Regenwasser zu waschen.

Was ist "Regen" eigentlich? Erst mal eine Kleinstadt im Mittleren Bayerischen Wald mit 12.500 Einwohnern; größter Betrieb ist die Firma Rodenstock (Optik und Brillen), gelegen am Fluss "Regen". Der ist ein 165 km langer Fluss in Ostbayern, kommt aus dem Böhmerwald und mündet in die Donau bei? Na? Natürlich bei Regensburg. Der Name Regensburg kommt aber nur indirekt vom Fluss "Regen" - er ist abgeleitet vom lateinisch "Castra Regina" (Lager am Regen). Die Stadt Regen führt im Wappen sinnigerweise einen Regenbogen, dessen Farben sich aber im Lauf der Zeit auf drei reduziert haben: Rot, Gelb, Blau.


Und dann und vor allem bezeichnet Regen "...einen flüssigen Niederschlag mit einer Tropfengröße von meist 0,6–3 mm. Unterhalb von 0,5 mm ist es Sprühregen (auch Nieselregen)..." (Wikipedia).
Und wie misst man die Fallgeschwindigkeit der Regentropfen? Es gibt eine Faustformel:
"Fallgeschwindigkeit in m/s entspricht in etwa 2 x Tropfendurchmesser in mm. Ein Tropfen mit 1 mm Durchmesser fällt also mit einer Geschwindigkeit von ca. 2 m/s = 7 Stundenkilometer (km/h).

4. Mai 2007

Ein "Klassischer Klezmer" in Weimar


Die Stadt am Freitag mittag zeigt ein frühsommerliches Aussehen. Die Passanten und Touristen suchen den Schatten, auf dem Marktplatz und in der Innenstadt herrscht reges Treiben. Auf dem Weg durch die Schillerstraße, unseren Prachtboulevard, der allerdings nicht mit allen Ladengeschäften hält, was er verspricht (Läden mit kurzer Verweildauer und Billigangebot), höre ich Sphärenklänge eines Marimbaphons.
Marimbaphon (lt. Wikipedia): "Die Marimba, oft auch Marimbaphon genannt, ist ein Schlaginstrument und gehört zur Familie der Xylophone mit einem bis zu 2/3 Oktaven großen Tonumfang von c2 bis g7. Im Gegensatz zu einem Vibraphon mit Metallklangstäben hat die Marimba Holzklangstäbe. Diese sind wie bei einer Klaviatur in zwei Reihen chromatisch gestimmt angeordnet. Unter jedem Holzklangstab ist zur intensiven Schallabstrahlung ein senkrecht orientiertes Metallrohr angebracht. Seine Länge ist so abgestimmt, dass die Luftsäule in seinem Inneren in Resonanz mit dem Klangstab schwingt. Da die Holzklangplatten dünner und weicher sind, klingt die Marimba dunkler und voller als ein Xylophon."


Vor Weimar´s größter Buchhandlung hat Alex Jacobowski, gebürtiger New Yorker und orthodoxer Jude, sein Instrument aufgebaut und spielt Bach und Beethoven. Seit 20 Jahren Straßenmusiker, hat er sich nach der klassischen Ausbildung an der "Ithaca School of Music" einer Karriere als Orchesterschlagzeuger entzogen und stattdessen das Marimbaphon auf der Strasse kultiviert (Die Ausbildung als Orchesterschlagzeuger in der Weimarer Musikhochschule umfasst auch die Instrumente Xylophon und Marimbaphon als klassische Schlagwerke). Seine Familie mit sechs Kindern lebt in Jerusalem; inzwischen gibt es auch ein Buch von ihm: "Ein klassischer Klezmer - Reisegeschichten eines jüdischen Musikers".

Die "Jerusalem Post" über Alex Jacobowski:
"...a splendid performer, who never allowed viruority to blanket the unique musical message."


Alle Fotos: Peter Rost

3. Mai 2007

Das "Köstritzer Spiegelzelt"


Heute ist es soweit: Das "Köstritzer Spiegelzelt" öffnet seine Tore für die diesjährige Spielzeit mit Klaus Hoffmanns Jaques-Brel-Programm. In insgesamt 35 Vorstellungen und 4 Benefiz- und Zusatzveranstaltungen wird das Zelt in Weimar bis 17. Juni mit seiner einzigartigen Atmosphäre zum Schauplatz von Musik, Theater und Kabarett.
Das "Spiegelzelt" war ein sogenannter "dans palais" aus Holland und um die Jahrhundertwende mit seiner Ausstattung aus Holz und Samt mit zahlreichen Spiegeln die Attraktion auf Jahrmärkten und Festen in Holland und Belgien. Mittlerweile wurde
es durch seinen Sponsor, die Köstritzer Schwarzbierbrauerei, zum 4. Mal für ein Kleinkunst-Festival auf dem Beethoven-Platz am Rand des Weimarer Goetheparks aufgebaut.

Voriges Jahr hatten wir Karten zum Konzert der Gruppe "The World Quintett", einer Schweizer Band, die Klezmer, Jazz und Blues unter einen (mitreißenden) Hut brachte, und dieses Jahr zu Pfingsten am 27. Mai für das Programm "Les Siciliens" mit Etta Scollo, die bereits zweimal das Weimarer Publikum verzauberte.


Wie immer hatte unser Johann Wolfgang auch zu Sizilien etwas zu sagen: "Sizilien ist das Tor zu Europa (...) hier ist der Schlüssel zu allem."