20. Dezember 2009

Weltklimakonferenz und Albert Schweitzer

Gegenwärtig wird ein wohl mittelmäßiger Film über Albert Schweitzer und sein Urwaldhospital in Lambaréné in den Kinos gestartet; allein drei Biografien über ihn erscheinen. Was hat er mit der so grandios gescheiterten Klimakonferenz in Kopenhagen zu tun?

Man sollte sich an seine Thesen erinnern: Ein kleines Büchlein des Union Verlag Berlin 1974 (7. Auflage) liegt vor mir: Albert Schweitzer, "Die Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben". Dieses Buch entstand auf Grund eines Vorschlages von Gerald Götting bei seinem Besuch im August 1961 in Lambaréné.

Ein Vortrag in der französischen Akademie der Wissenschaften am 20. Oktober 1952 beginnt so:
"Das, was wir nach einem dem Griechischen entlehnten Wort Ethik und nach einem dem Lateinischen entnommenen Moral nennen, besteht ganz allgemein in dem rechten menschlichen Verhalten. Nicht nur unser eigenes, sondern auch der anderen Wohl, wie auch das der menschlichen Gesellschaft, hat uns zu beschäftigen."

Aus dem Klappentext:
"Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will." Mit dieser These dringt Schweitzer zu der Idee vor, in der sich Welt- und Lebensbejahung und Ethik miteinander vereinen. Der Begriff "Ehrfurcht vor dem Leben", im Denken begründet, wird zum Grundpfeiler, auf dem alle Kultur ruhen soll. Nur die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben ist vollständig, denn sie hat es nicht nur mit dem Verhalten des Menschen zu seinem Mitmenschen zu tun, sondern weitet den Kreis der Solidarität auf alle Geschöpfe aus. In dieser von der Liebe gebotenen Gesinnung liegt eine ungeheure Verantwortung des Menschen für die Welt."

Von dieser Verantwortung war wohl nichts zu spüren in Kopenhagen; was sollte man aber auch von Politikern erwarten, die von Interessen geleitet werden? Hätten sie mal alle dieses kleine Büchlein in der Tasche gehabt und ab und zu ihre Handlungs- und Entscheidungs- anleitung daraus bezogen, es wäre wohl anders gekommen.

13. Dezember 2009

75 Jahre "Vater und Sohn"

Vor 75 Jahren, am 13. Dezember 1934, erschien in der "Berliner Illustrierten" die erste Geschichte der Serie "Vater und Sohn", die bis 1937 drei Jahre lang wöchentlich Kindern und Eltern Freude bereitete. Unter dem Pseudonym "e.o.p." (e.o.plauen) verbarg sich der Zeichner und Illustrator Kurt Erich Ohser, der lange Zeit mit Erich Kästner befreundet war und mit ihm gemeinsam arbeitete.


Nachdem Kästners Werke von den Nazis am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz verbrannt wurden, wurde Ohsers Gesuch um Aufnahme in den "Reichsverband der Deutschen Presse" 1934 zuerst abgelehnt, später die Ablehnung aber zurückgenommen und so konnte ab 1934 durch Unterstützung des Ullstein-Verlages die Serie in der "Berliner Illustrierten" erscheinen. 1937 kam aber das Ende für die Veröffentlichung.
Erich Ohser machte
aus seiner Abneigung gegen das NS-Regime kein Hehl, und so wurde er 1944 durch Denunziation bei der Gestapo verhaftet. Unter nicht ganz geklärten Umständen nahm er sich in der Nacht vom 5. zum 6. April 1944 in der Untersuchungshaftanstalt Alt-Moabit das Leben und kam damit einem Prozess vor Freislers berüchtigtem Volksgerichtshof zuvor.

Neben seiner weltbekannten Bildgeschichten von "Vater und Sohn" hinterließ er ein weitgespanntes Spektrum künstlerischer Arbeiten (Karikaturen, freie Arbeiten, Landschafts-, Akt- und Tierstudien und Porträts seiner Zeitgenossen). 2003 wurde anlässlich des 100. Geburtstages (am 18. März 1903) eine Bildgeschichte für einen Briefmarken-Kleinbogen der Post ausgewählt. Sein Grab befindet sich auf dem Hauptfriedhof in Plauen, in unmittelbarer Nachbarschaft seines Sohnes.
Die "Stiftung e.o.plauen" ist zu erreichen über
www.e.o.plauen.de/site/eostiftung.htm .

7. Dezember 2009

40. Todestag Claude Dornier

Foto: Dornier Stiftung für Luft- und Raumfahrt

Am 5. Dezember jährte sich zum 40. Mal der Todestag des Flugzeugkonstrukteurs Claude Dornier. Im Post vom 20. Oktober 2009 habe ich über den Do X - Rekordflug berichtet; heute nur kurz zum Konstrukteur dieses Flugzeuges.
Claude Dornier wurde am 14. Mai 1884 in Kempten geboren, er starb am 5. Dezember 1969 in Zug in der Schweiz. Dornier war Mitarbeiter des Ferdinand Graf von Zeppelin in dessen Konzern, später sogar Teilhaber und Geschäftsführer des Zweigwerkes für Flugzeugbau, aus dem sich die Dornier-Werke entwickelten. Berühmt wurden seine Flugboote: der Wal, der Superwahl, die Do 18 und das damals größte Flugzeug, die legendäre Do X. Während des Krieges wurden vorwiegend Militärflugzeuge für die Luftwaffe produziert. Nach dem 2. Weltkrieg schuf Dornier die Do
25, einen Senkrechtstarter (STOL-Flugzeug), das aber über die Erprobung nicht hinaus kam.

Die Dornier-Wal-Flugboote wurden auch im Südatlantikverkehr eingesetzt: die Karte erschien anlässlich der 200. Südatlantiküberquerung:

Standardwerk über Collagen

Erst neulich habe ich antiquarisch endlich das Standardwerk über Collagen erstanden:


Herta Wescher
Die Geschichte der Collage
Vom Kubismus bis zur Gegenwart
Verlag M. DuMont Schauberg 1974
(Gekürzte und aktualisierte Sonderausgabe der 1968 erschienenen Originalausgabe
Bearbeitung: Karin Thomas)
DuMont Dokumente
ISBN 3-7701-0783-7
393 Seiten, zahlr. Abb. im Text und 203 Abb. auf Tafeln

Mit umfangreicher Einführung, Beiträgen zur Collage des Kubismus, Futuristen, des Dadaismus, der Surrealisten, der Konstruktivisten und einer Darstellung der Entwicklung in den letzten Jahrzehnten.

6. Dezember 2009

Alternativer Nobelpreis an David Suzuki

David Suzuki, 73, Genetiker, Buchautor, TV-Moderator und Kanadas berühmtester Umweltaktivist, erhielt an diesem Freitag in Stockholm den Alternativen Nobelpreis. In einem von D.Esslinger übersetzten kurzen, aber sehr lesenswerten Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 04. Dezember 2009 hat er seine Thesen zusammengefasst:

David Suzuki:
Die Grenzen des Menschen
Er zieht Zäune um sein Eigentum und glaubt, die Gesetze der Ökonomie seien mindestens so wichtig wie die der Ökologie
(zum Artikel auf die Überschrift klicken)

5. Dezember 2009

Collagen aus den 80ern

In den 80er Jahren habe ich viele Collagen fabriziert, allerdings in anderer Art als heute. Hier drei Beispiele:

Anfang 80er Jahre:

28.10.1979 Tarzan (Ausschnitt):


28.02.1982 Kopf:

"Kreativwirtschaft"

In den Post´s zur Stadtentwicklung (Hamburg, Berlin) habe ich auf ein neues Potential für Immobilienstandorte aufmerksam gemacht: die Umwandlung ehemaliger Problemquartiere in lebenswerte Stadtviertel durch die Ansiedlung von Künstlern und anderen kreativen Bewohnern ("Dekokirschen"). Das soll nun auch im Ruhrgebiet im Zusammenhang mit Iniativen zur Kulturhauptstadt Ruhr 2010 die Grundlage für eine Wertsteigerung der Immobilien nach dem Kulturhauptstadtjahr schaffen und durch den Zuzug kreativer Unternehmen eine neue Perspektive eröffnen.
Hans-Ludwig Brauser, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung der Metropole Ruhr: "Die Kreativwirtschaft ist eine Wachstumsbranche, das wird von vielen Menschen noch immer unterschätzt."
Nur sollten sich alle im klaren sein, vor allem die kreativen Partner, dass es sich immer um eine temporäre Nutzung handelt bis zur rentablen Endnutzung, die dann von der Kreativbranche nicht mehr finanziert werden kann. Den Nutzen hat langfristig der Immobilieneigentümer, der hohe Anfangsinvestitionen für die Vermietung spart und die Verwahrlosung von Leerstandsobjekten verhindert. Zynisch klingt dabei das Wort vom "Endzeitcharme" leerstehender ehemaliger Industrieobjekte, von dem die Kreativen ja so angezogen werden.
Was bleibt, sind die späteren vergreisten Wohngebiete mit zahlungskräftigen Pensionären, während sich die Kreativen längst andere billigere Stadtviertel suchen mussten.

Eine Jugendbücherei voller Abenteuer

Im Jahr 2006 wurde in Weimar der Knabe Verlag wiedergegründet, ein Verlag, der durch seine Reihe "Knabes Jugendbücherei" mit seinen bunt illustrierten Büchern in der DDR jedem Kind bekannt war und 1984 nach dem Tod des Verlegers Wolfgang Knabe aufgelöst und an den Postreiter-Verlag Halle übergeleitet wurde. Das Stadtmuseum Weimar zeigt in einer Sonderausstellung vom 28. November 2009 bis 14. Februar 2010 eine umfassende Werkschau und Materialien zur Geschichte des Verlages, der ohne Zweifel zur Weimarer Stadtgeschichte gehört. Ein Begleitbuch von Jens Kirsten "Wurzelprinzessinnen, Detektive und eine Jugendbücherei voller Abenteuer - Die Geschichte des Gebrüder Knabe Verlages" schildert die Verlagsgeschichte, soweit sie heute noch rekonstruierbar ist (das Verlagsarchiv ist nach dem Übergang des Verlages an den Postreiter-Verlag Halle verschollen) sowie eine umfangreiche Bibliografie aller Kinder- und Jugendbücher nach 1945. Die Ausstellung wurde durch den Thüringer Literaturrat in Kooperation mit der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V., dem Stadtmuseum Weimar und der Herzogin Anna Amalia Bibliothek erarbeitet. Letztere hat ihren Bestand der Buchreihe inzwischen weitgehend vervollständigt.

Gegründet wurde der Verlag 1932 als Weimarer Druck- und Verlagsanstalt Gebr. Knabe KG im Lutherhof Weimar durch Gerhard Knabe (1902 - 1961) und Wolfgang Knabe (1906 - 1983) mit finanzieller und fachlicher Unterstützung des Vaters Karl Friedrich Knabe (1884 - 1965), der bereits 1912 - 1932 beim Weimarer Panses Verlag in der Scherfgasse tätig war (dieser Verlag gab u.a. die "Allgemeine Thüringische Landeszeitung Deutschland" heraus).Nach 1945 konzentrierte sich der Gebrüder Knabe Verlag Weimar ausschließlich auf die Veröffentlichung von Kinder- und Jugendbüchern. Nach der anfänglichen Herausgabe von Kinderbilderbüchern (u.a. ein Buch mit Zeichnungen des Professors an der Staatlichen Hochschule für Baukunst Horst Michel "Das bunte Spielzeugdorf" 1947) schufen die Verleger mit "Knabes Jugendbücherei" ein unverwechselbares Konzept, das den Einfluss- und Kontrollmaßnahmen des DDR-Literaturbetriebes widerstand und eine Überlebensstrategie als privater Verlag bot. Zwischen 1945 und 1984 erschienen 256 Titel mit zahlreichen Nachauflagen von über 100 Autoren. Zu ihnen gehörten Herta Fischer, Inge Müller, Walter Conrad, Hanns Krause, Hans-Günter Krack, Martin Selber, Wolfgang Held und Rudolf Weiß. Künstler wie Walter Klemm, Fritz Lattke, Engelbert Schoner, Horst Hausotte und Hans Wiegand illustrierten Bücher und gestalteten die für die Reihe so charakteristischen Einbände. Besonders haben es mir die in der Ausstellung gezeigten Originalzeichnungen dieser Künstler angetan.

Mit der Neugründung des Verlages 2006 durch Steffen und Tim Knabe, die Enkel der vormaligen Verleger, wird eine Tradition fortgesetzt und man kann hier nur verlegerischen Erfolg wünschen.

In meiner Bibliothek findet sich ein Sonderdruck als Faksimile-Ausgabe der Weimarer Druck- und Verlagsanstalt Gebr. Knabe KG Weimar von 1941 "Theophrastus Paracelsus - PROGNOSTICATION AUFF XXIIII JAR ZUKÜNFTIG", herausgegeben vom Bibliothekar Eduard Strübing (der im Dezember 1945 wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP aus dem öffentlichen Dienst entlassen wurde) in einer einmaligen Auflage von 750 gezählten Stücken. Mein Exemplar trägt die Nummer 15 und hat im Frontispiz eine handschriftliche Widmung des Herausgebers für den "Bibliotheksdirektor Paul Ortlepp" vom 16.5.1945, der jedoch wegen seines frühen Todes dieses Amt nur wenige Monate ausüben konnte.

Ausstellung Stadtmuseum Weimar
28. November 2009 bis 14. Februar 2010
Karl-Liebknecht-Str. 5 - 9
99423 Weimar

3. Dezember 2009

20 Jahre Mauerfall - zum Zweiten

Am 10. November 2009 habe ich anläßlich 20 Jahre Mauerfall zu vergangenen bzw. bestehenden Mauern in der Welt geschrieben. Passend dazu möchte ich auf einen opulenten Text- und Bildband aufmerksam machen:

"Mauern als Grenzen"
Herausgegeben von Astrid Nunn
Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2009
216 Seiten, 83 Abb.
Gebunden 29,90 €.

Die in Würzburg lebende Altertumsforscherin Astrid Nunn und weitere Experten des Fachs erzählen die Geschichte von Grenzmauern - von der Amurriter-Mauer im Zweistromland (2032 vor Christus) bis zu den heutigen Mauern - Bagdads Sicherheitszone, die Grenze der von Marokko beanspruchten Sahara oder der Grenzmauer zwischen Israel und Palästina, die Chinesische Mauer, die Berliner Mauer, den Hadrian-Wall und den Limes. Beruhigend: Alle diese Mauern der Vergangenheit wurden irgendwann überwunden; für die noch bestehenden wünschen wir uns genau dies.