28. Juni 2007

Hannah Höch in Berlin - Teil 1

Berlinische Galerie - Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur


Am 23. und 24. Juni 2007 war endlich kurz vor Toresschluss Gelegenheit zum Besuch der Hannah-Höch-Ausstellung in der Berlinischen Galerie - am 2. Juli schließt die Ausstellung.

Dieses "Kunst Museum Berlin" war für uns eine große Entdeckung; für mich als Architekt interessierte natürlich auch das Gebäude in der Alten Jakobstraße 124 - 128 in Berlin-Kreuzberg. Ein ehemaliges Glaslager von 1965, eine 11 m hohe Halle mit einer Grundfläche von 60 x 60 m, mit Bürogebäude und Vorbau innerhalb eines Wohngebietes, das in den 80er Jahren im Rahmen der IBA entstand, wurde nach Entwürfen des Architekten Jörg Fricke als Museum in nur einem Jahr Bauzeit umgebaut und am 22. Oktober 2004 eröffnet. Der Entwurf Frickes hat die schlichte Klarheit des industriellen Zweckbaus weitgehend erhalten. Der Innenraum der Halle mit 10 m Höhe wird durch ein eingebautes Galeriegeschoss in zwei Ebenen gegliedert und durch eine diagonal verlaufende den Raum kreuzende Freitreppe erschlossen. Die obere Ebene ist weitgehend wandfrei, um variable Aufstellungen von flexiblen Stellwandsystemen zu ermöglichen.

Für den Außenraum wurde gemeinsam mit der Senatsverwaltung ein Wettbewerb zwischen eingeladenen Künstlern ausgelobt, in dessen Ergebnis zwei Gestaltungsvorschläge realisiert wurden:

- Die Bodengestaltung und Möblierung übernahm das Architektenteam Kühn Malvezzi. Das auf dem gesamten Vorplatz angelegte 80 m lange Buchstabenfeld (gelb auf schwarz) zeigt die Namen von in der Sammlung des Museums vertretenen Künstlern.
- Der Berliner Künstler Fritz Balthaus entwarf mit seinem Vorschlag "marked space - unmarked space" eine Gestaltungskonzeption für das gesamte Gebäudeensemble.


Blickpunkt der Außenanlage ist eine große Plastik des Bildhauerpaares Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff "Dreiheit" 1993 aus Chromnickelstahl-Rohrbündeln, die Assoziationen an naturhaftes Wachstum wecken und auf den Oberflächen vielfältige Effekte von Licht und Farbe ermöglichen.

Das ganze Gebäudeensemble stellt eine meisterhaft gelungene städtebauliche Lösung im Wohngebiet dar und zeigt, welche Möglichkeiten auch bei kleinem Finanzbudget bei Umbau und Anpassung vorhandener Bausubstanz bestehen können, wenn sensibel mit ihr umgegangen wird. Die städtebaulich-künstlerische Gestaltungskonzeption von Fritz Balthaus setzt sich mit dem Thema Präsentation der Kunst auseinander und bindet den Gebäudekomplex in sein Umfeld ein bei gleichzeitiger Betonung der gehörigen Aufmerksamkeit.

Auch zu jedem anderen Zeitpunkt ist das Museum einen Besuch wert, es präsentiert in Berlin entstandene Kunst von 1870 bis heute, also von Secession und Dada bis zur zeitgenössischen kreativen Szene Berlins. Selbstverständliche Angebote wie Sonderausstellungen, Archiv, Bibliothek, Café und Museums-Shop komplettieren das Angebot.

Alle Fotos: Peter Rost

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