28. Oktober 2007

Magnolie im Herbst

Wir haben in unserem Vorgarten vor über 20 Jahren eine Magnolie gepflanzt, eine Magnolia x soulangiana. Erst nach 15 Jahren begann sie zu blühen und ist im Frühjahr ein wundervoller und aparter Schmuck von Haus und Garten. Jetzt im Herbst kann man ein Schauspiel beobachten: das Öffnen der Samenkapseln.

Jedes Jahr öffnen sich die Balgfrüchte und geben die von einem roten Mantel umhüllten Samen frei.


Die Frucht ist eine holzige, aufspringende Balgkapsel, aus der später die Samenkörper an einem Faden herunterhängen.

Die Samen landen in aller Regel auf dem Gartenboden und kommen nicht zur Keimung. Jedenfalls habe ich noch nie einen Keimling gefunden.

Die Vermehrung der Magnolie ist schwierig und mir bisher noch nie gelungen. Die Samen müssen stratifiziert werden, d.h. sie werden in Gefäßen oder in der Erde in dünner Schicht auf eine Sandunterlage ausgebreitet, mit einer weiteren dünnen Schicht überdeckt und ca. ein Jahr lang so gehalten. Danach kann man aussähen, muss aber das rote Fruchtfleisch von den Samen entfernen. Wie gesagt, dies ist mir noch nicht geglückt.

27. Oktober 2007

Dieter Schmidt 1942 - 2007

Vor fast 50 Jahren, im November 1959, wurde an der Friedrich-Schiller-Oberschule Weimar eine Band gegründet, die nach den musikalischen und geschäftlichen Leitern b (Bennewitz) und s (Schmidt)-combo genannt wurde und die bis weit in die 70er/80er Jahre in wechselnden Besetzungen spielte (bis 1972 war ich dabei, als Trompeter, Arrangeur und zeitweilig auch Bandleader). Klaus-Jürgen Bennewitz ist schon vor Jahren verstorben, nun folgte ihm auch der andere Bandgründer Dieter Schmidt und heute trafen sich Verwandte, Freunde, Kollegen und auch ehemalige Musikanten zur Trauerfeier auf dem Hauptfriedhof in Weimar. Allein die anwesenden Musiker hätten heute mehrere Bands besetzen können. Dieter war in Weimar stadtbekannt und hatte einen großen Freundeskreis.

Die neugegründete bs-combo 1959. Dieter Schmidt am Bass, "Benno" Bennewitz am Akkordeon.

Mein Einstieg war im Jahr 1961, nachdem ich während des "praktischen Jahres" vor dem eigentlichen Architekturstudium 1960 in der "Old Time Jazz Band" der HAB Weimar bis zu deren Auflösung mitwirkte. Dieter Schmidt leitete die bs-combo auch im denkwürdigen Mai 1965, als wir beim 2. zentralen Leistungsvergleich der Amateurtanzorchester der DDR in Magdeburg einen vorderen Platz
belegten und als beste Band des damaligen Bezirks Erfurt ausgezeichnet wurden. Beim heutigen traurigen Anlass traf ich auch Artur Jansig - die "Jansig-Combo" im Klubhaus "Michael Niederkirchner" (heute "Volkshaus") und die "bs-combo" im "Ami", dem Jugendklubhaus, waren in den 60er Jahren die dominierenden und besten Bands in Weimar. Trotz Konkurrenz verband uns immer freundschaftliches Interesse und gegenseitige Anerkennung.

Vor zwei Jahren trafen sich auf Dieter´s Einladung nochmal die Gründer der bs-combo, ein Bericht darüber war in der Zeitung "Hallo Weimar zum Sonntag" vom 16. April 2005 zu lesen.

Die bs-combo 1961.
"Sterben ist nur eine Übergang aus dieser Welt in die andere, als wenn Freunde über See gehen, welche dennoch in einander fortleben. Denn Diejenigen, die im Allgegenwärtigen lieben und leben, müssen notwendig einander gegenwärtig seyn. In diesem göttlichen Spiegel sehen sie sich von Angesicht zu Angesicht und ihr Umgang ist sowohl frey als rein. Und wenn sie auch durch den Tod getrennt werden, so haben sie doch den Trost, das ihre Freundschaft und Gesellschaft ihnnen, dem besten Gefühle nach, beständig gegenwärtig bleibt, weil diese unsterblich ist."

William Penn: Früchte der Einsamkeit, Zweyte Abtheilung.
(Übersetzung von Friedrich von Schiller 1803)

Keep swinging, Dieter!

23. Oktober 2007

Kleine Nachlese zum Zwiebelmarkt

Schnell noch eine kleine Nachlese zum 354. Weimarer Zwiebelmarkt, bevor der Bundespräsident kommt und der Rummel um die Herzogin Anna Amalia Bibliothek beginnt:

Jedes Jahr dabei: die "Kopenhagen Steel Band."

Jedes Jahr auch dabei: OB und Zwiebelkönigin.


Und immer dabei: Die Rostbratwurst (nicht nur zum Zwiebelmarkt).


Und besonders schön: luftige Schmetterlinge.

Alle Fotos: Peter Rost

22. Oktober 2007

Großherzogliche Bibliothek, Landesbibliothek, Zentralbibliothek der Deutschen Klassik,Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Foto: Peter Rost

In diesen Tagen wird in allen Medien über die Wiedereröffnung der Anna Amalia Bibliothek in Weimar nach Brand und Sanierung berichtet; die Fernsehübertragungswagen sind aufgefahren und auf der Wiese vor Schloss und Bibliothek wartet ein großes Zelt auf die Ehrengäste.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, an einen Mann zu erinnern, dessen Leben unmittelbar mit dieser Bibliothek aufs Engste verflochten ist, der aber dennoch in der Geschichte des Hauses nur am Rande erwähnt wird, obwohl er sein ganzes berufliches Leben zwischen den Büchern und Bildern der Bibliothek verbrachte:

(Foto: Archiv Rost)

Am 1. Dezember 1905 trat Dr. Paul Ortlepp nach Beendigung seiner Studienzeit bei der damaligen Großherzoglichen Bibliothek als Volontär ein. Er hatte Kunstgeschichte, Philologie und Philosophie in Jena, Heidelberg und Berlin studiert und promovierte 1906 in Jena mit einer Arbeit über Sir Joshua Reynolds zur Geschichte der Ästhetik des 18. Jahrhunderts. 1907 wurde er zum Bibliothekar ernannt und wirkte unter den Direktoren Paul v. Bojanowski und Werner Deetjen. Bedeutsame Leistungen waren 1911 der Katalog der Kaiserin-Augusta-Ausstellung sowie Arbeiten über Schillers Privatbibliothek und Schiller als Nutzer der Großherzoglichen Bibliothek.


Die Rassenpolitik des III. Reiches machte auch vor Familie Ortlepp nicht halt: In einem Schreiben des Reichsstatthalters in Thüringen an den Thüringer Ministerpräsidenten vom 22. Juni 1937 empfiehlt ein Dr. Oberländer, den Bibliotheksrat Dr. Paul Ortlepp nicht in seiner Stelle zu belassen, "Anlass dazu ist eine ungünstige politische Beurteilung über Ortlepp." Auch Denunziationen von Nachbarn werden erwähnt, die Ehefrau ist Jüdin. Im Zuge des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" wird Paul Ortlepp zum 31. Dezember 1937 in den Ruhestand versetzt, da er die Trennung von seiner jüdischen Ehefrau verweigert. 1943 wird Lucy Ortlepp in Auschwitz ermordet.

1945 wurde Dr. Paul Ortlepp rehabilitiert und von Hermann Brill am 12. Mai 1945 zum Direktor der Landesbibliothek ernannt. Seine Pläne zur Entwicklung der Bibliothek konnte er nicht mehr umsetzen; am 24. Juli 1945 starb er frisch operiert an den Folgen der Räumung des Sophien-Krankenhauses durch die Rote Armee. In seinem Beitrag "Die Thüringische Landesbibliothek 1919 - 1968" ("Herzogin Anna Amalia Bibliothek - Kulturgeschichte einer Sammlung" 1999 Stiftung Weimarer Klassik) schildert Roland Bärwinkel, wie Ortlepp das in Kisten und Körben verpackte Hab und Gut einer Jüdin, Susanne Türk, die im Oktober 1933 aus Deutschland fliehen mußte, in der Bibliothek neben der Habe Maria Pawlownas unterbrachte und so über die Nazizeit rettete.

Arbeitsplatz in der Bibliothek (Foto: Archiv Rost)

Wenn am 24. Oktober 2007 die Wiederauferstehung der (nunmehr) "Herzogin Anna Amalia Bibliothek" gefeiert wird, soll dieses Schicksal stellvertetend an die wechselvolle Geschichte des Hauses und seiner kostbaren Bücher erinnern.

Das Wohnhaus der Familie Ortlepp 1927 in Weimar - damals auch ein Stein des Anstosses. Heute wohnen wir darin. Aber das ist bereits eine andere Geschichte. (Foto: Archiv Rost)

5. Oktober 2007

3. Oktober 2007

Dieser Tag sollte ein besonderer sein und ist inzwischen Alltag geworden. Dankbar erinnert man sich an die ungewöhnlich warme Oktobernacht vom 2. zum 3. Oktober 1990, als wir mit vielen Weimarern und Gästen von "drüben" Bank und Tisch in der Altstadt belegten und dem ungewissen Neuen entgegen sahen. Unser neugegründetes Architekturbüro war bereits 3 Monate alt, Arbeit war da in Hülle und Fülle und eine große Aufbruchstimmung war allerorten zu spüren. Beim Betrachten der Bilder von den offiziellen Feierlichkeiten am heutigen 3. Oktober in Schwerin überdecken die vielen zwischenzeitlichen Entwicklungen die Festtagslaune.

Ein Geschenk bekam ich aber: Am späten Abend erwischte ich eine Sendung des Bildungskanals des Bayerischen Rundfunks BR alpha (einer meiner Lieblingssender) über Jazz in der DDR. Es handelte sich um die Wiederholung einer Sendung des SWR von 1988, moderiert von Karl-Heinz Drechsel. Darunter eine Aufnahme mit der Free-Jazz-Formation "Zentralquartett" (!) mit Conny Bauer, Petrowski, Baby Sommer und - natürlich: Uli Gumpert. Uli´s musikalische Anfänge während des Studiums in Weimar fielen in meine aktive Zeit Anfang der 60er Jahre und wir haben zeitweise gemeinsam in der Oldtime Jazz Band der HAB Weimar gespielt. Unser größter Auftritt war ein Jazzkonzert gemeinsam mit einer polnischen Dixieland-Band im Saal der Verwaltungsschule vor vollem und begeistertem Haus und natürlich waren wir beim legendären Weimarer Hochschulfasching immer dabei.


Das letzte Mal haben wir uns 2004 getroffen - beim Konzert in der "Alten Mälzerei" in Eisenach im Rahmen der 11. Thüringer Jazzmeile - "Uli Gumpert´s Hammond Organ Projekt" mit Uschi Brüning und Ernst-Ludwig Petrowski war angesagt und groß war die Wiedersehensfreude. Solche Musikerfreundschaften halten oft ein Leben lang, auch wenn man sich selten sieht und die Wege irgendwann auseinandergehen.


Ein Foto aus den "wilden 60ern".