19. Juni 2007

"Nackte Musen"

Das Stadtmuseum Weimar zeigt in einer Sonderausstellung "Nackte Musen. Weibliche Aktmodelle um 1900."
Dr. Alf Rößner, Leiter des Stadtmuseums, ist auch Kurator der Sonderausstellung. In eineinhalb- jähriger Arbeit hat er aus dem Nachlass des Weimarer Kunstmalers Heinrich Plühr (1859 - 1953) ca. 500 Glasnegative mit von Plühr angefertigten Stereo-Aktaufnahmen erschlossen und für diese Ausstellung aufbereitet.


Heinrich Plühr, der ab 1883 als Schüler von Max Thedy an der Weimarer Kunstschule studierte, gilt als letzter Künstler der Weimarer Malerschule. Sein künstlerisches Werk ist heute in Weimar nahezu in Vergessenheit geraten. Nach einer Lithographenlehre arbeitete er später als Photograph und "Retoucher." Diese Kenntnisse setzte er bei seinen Stereofotos als Vorstufe für Gemälde ein; sie haben einen eigenen künstlerischen Stellenwert und zeigen Heinrich Plühr als Meister auch dieser künstlerischen Technik. Die Bilder stammen größtenteils aus der sog. "Böcklin-Phase" des Malers, einer Schaffensperiode um 1900 bis zum Ende des 1. Weltkrieges, in der sich Plühr an den Werken Arnold Böcklins (1827 - 1901) orientierte.

Die Ausstellung zeigt Fotoabzüge der Stereofotos; als besondere Attraktion aber Stereoskopien auf Glas in einem großen schwarz bemalten Holzkasten mit Lochpaaren zum Hineinsehen. Neben diesen Stereo-Foto-Karten, die man mit Lorgnetten (einfachen Prismen-/Lupenbrillen) betrachten kann, wurden die Originalfotos vergrößert als Anaglyphenbilder aufbereitet. Bei dieser Technik wird jedes Halbbild jeweils mit einer Komplementärfarbe versehen übereinander projiziert oder gedruckt und mit einer Brille in genau diesen Farben betrachtet: rot - links, cyan - rechts. Dieses Anaglyphenverfahren (Anaglyph = reliefartig, ziseliert, erhaben) entwickelten unabhängig voneinander 1853 der Naturwissenschaftler Wilhelm Rollmann und 1858 J. Ch. D´Almeida.

Die Aufbereitung der Stereofotografien für die Ausstellung übernahmen Jürgen Postel und Peter Kaiser (Perspectrum Nürnberg) für die Echtfarben-Anaglyphendarstellung. Letzterer hat auch kleine Betrachtungsstereoskope aus Pappe mit eingeklebter "Nackten" angefertigt, die käuflich erworben und als Postsendung verschickt werden können

Die Ausstellung wird komplettiert mit einigen Porträts von Heinrich Plühr und Ausstattungsgegenständen aus den Beständen des Stadtmuseums, um die intime Atelieratmosphäre zu unterstreichen, in der die Fotos entstanden sind. Ein ausführlicher Katalog mit der stereoskopischen Wiedergabe aller Aktfotos (500 nummerierte Exemplare wurden aufgelegt) vervollständigt diese kleine, aber feine Ausstellung. Sie ist geöffnet vom 9. Juni bis 9. September 2007.

Heinrich und Emma Plühr 1895Heinrich Plühr und auch seine zweite Ehefrau Katharina verbrachten ihre letzten Lebensjahre in Weimar in Armut. Völlig mittellos erhielten sie erst 1951 (Heinrich Plühr) bzw. 1954 (Katharina Plühr) Altersrenten von 65,- bzw. 80,- DM. Plühr starb am 5. Januar 1953. Seine Grabstätte ist inzwischen neu belegt.

Nachbemerkung: Wer sich für Stereofotografie interessiert, findet alles erforderliche Zubehör bei Peter Kaiser in Nürnberg in seinem Perspektrum 3D-Shop (perspektrum.de). Informativ auch 3dphoto.

3 Kommentare:

Mikel36 hat gesagt…

Ich habe gerade dei Mappe aus Weimar bekommen und als Stereographie begeisterter finde ich die Bilder sehr gelungen.
Ich kann nichts anstößiges daran finden.

Heute wird im Fernsehen usw wohl viel schlimmeres gezeigt als diese wunderschön natürlichen Frauen.
Ich finde das H.Plühr das wunderbar dargestellt hatt.

Wenn also jemand weitere Bilder (Stereo) von H. Plühr hatt ich hätte interesse

Anonym hat gesagt…

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Anonym hat gesagt…

Good Article