5. April 2007

Buchtipp

Da steht ein Lateinlehrer mitten in der Unterrichtsstunde auf und verlässt Klasse, Schule und sein geordnetes Leben, setzt sich in den Nachtzug nach Lissabon und macht sich dort auf die abenteuerliche Suche nach dem Autor eines Buches, dessen Inhalt ihn fesselt und nicht mehr loslässt. Auf den Spuren dieses faszinierenden Menschen entdeckt er Wahrheiten über "das Leben, die Liebe, Einsamkeit, Endlichkeit, Freundschaft und Tod."
Der Lehrer mit dem altmodisch klingenden Namen Raimund Gregorius ist ein wandelndes Philologen-Lexikon, "da er neben jeder lateinischen und griechischen Textstelle auch jede hebräische im Kopf hatte..." In Windeseile lernt er Portugiesisch, Schritt für Schritt entziffert er die Ausführungen des Amadeo de Prado und geht dessen Lebensspuren nach. Die wie im Kriminalroman angelegte Suche, überraschende Handlungsorte und unerwartete Begegnungen machen die Lektüre so spannend - das fesselt den Leser und macht das Lesevergnügen vollständig.

Pascal Mercier, 1944 in Bern geboren, ist Professor für Philosophie an der Freien Universität Berlin.

Zitat:
"Von tausend Erfahrungen, die wir machen, bringen wir höchstens eine zur Sprache, und auch diese nur zufällig und ohne die Sorgfalt, die sie verdiente. Unter all den stummen Erfahrungen sind diejenigen verborgen, die unserem Leben unbemerkt seine Form, seine Färbung und seine Melodie geben..."
und weiter:
"Wenn es so ist, dass wir nur einen kleinen Teil von dem leben können, was in uns ist - was geschieht mit dem Rest?"

Und auf der letzten Seite:
"Das Leben ist nicht das, was wir leben; es ist das, was wir uns vorstellen zu leben."

Pascal Mercier: Nachtzug nach Lissabon
btb Verlag München 2006

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