5. April 2007

Nachtrag zum Buchtipp: Über das Reisen


Hier ein weiteres Zitat aus Pascal Merciers "Nachtzug nach Lissabon" über das Reisen:

"Ein Flugzeug besteigen und wenige Stunden später in einer ganz anderen Welt ankommen, ohne dass man Zeit gehabt hatte, einzelne Bilder von der Strecke dazwischen in sich aufzunehmen - das mochte er nicht, und es verstörte ihn."

Uns geht das mit dem Reisen verbundene Erleben und Entdecken zunehmend ab. Entfernungen spielten in früheren Zeiten eine große Rolle - sie machten das Reisen in entfernte Gegenden beschwerlich, aber auch zum seltenen und unvergeßlichen Erlebnis. Von der mühsamen Fußwanderung bis zum Düsenjet war ein langer Weg; schon der Schritt von der Eisenbahn zum Privat-PKW läßt kaum noch Zeit für das Entdecken und Wahrnehmen der Reiseroute. Dazu Götz Kubitschek ("Politisches Tagebuch"):

"Ich bin ... mit meiner Frau und den drei ältesten Kindern zu einem Urlaub bei Barcelona nicht geflogen, sondern ganz bewusst mit der Bahn gefahren, obwohl das anstrengender und teurer war: Die Kinder sollten nicht den Eindruck bekommen, dass Spanien etwa so weit entfernt sei wie Berlin oder Frankfurt am Main. Sie erfuhren den Wechsel der Dialekte bis nach Basel, erlebten den Wechsel der Landschaft und der Wärme und des Geschmacks der Luft an den verschiedenen Bahnhöfen. Sie stiegen in einen Nachtzug (!) und mussten übermüdet um vier Uhr in der Frühe wieder aufstehen. Mit anderen Worten: Die Entfernung bekam ein Gesicht, eine Bedeutung, die drei erzählen heute noch davon."

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