4. Oktober 2009

100 Jahre Michel-Kataloge

In der "Thüringischen Landeszeitung" vom 03.Oktober 2009 wurde eine kleine Notiz veröffentlicht, dass dank einer großzügigen Schenkung ab sofort in der Stadtbibliothek Apoldas neue Michel-Briefmarkenkataloge und die monatlich erscheinende "Michel-Rundschau" für die Nutzer bereitgehalten werden. Da wäre es Zeit, einen Blick auf diesen Sohn Apoldas und späteren Einwohner Weimars zu werfen. Wer war Hugo Michel?

Georg Hugo Paul Michel wurde am 4. April 1866 in Knau an der Debra geboren; die Familie zog aber 1872 in das aufstrebende Städtchen Apolda. Nach Schulzeit und kaufmännischer Ausbildung gründete Hugo Michel am 4. April 1892 (seinem Geburtstag) ein Briefmarkengeschäft mit Versandhandel in Apolda, das bald so florierte, dass er den Hauptteil seinen Brüdern Heinrich, Richard und Max abgab.

Er war aufgrund seiner fachlichen Kompetenz und Marktkenntnis bereits seit 1898 Mitarbeiter am "Senf-Katalog". Ihn störte dabei die Bruttopreispolitik dieses Kataloges und so entschloss er sich 1909, einen eigenen Netto-Katalog auf den Markt zu bringen; nach Abschluss aller Vorbereitungen erschien Hugo Michels "Europa-Katalog 1910". Die bisherige Preisliste "Europa gebr. ab 1890" wurde nun durch die Gebrüder Michel weitergeführt.


1913 verlegte Hugo Michel sein Geschäft nach Weimar, anfangs in der Windischenstrasse, 1917 firmierte er als "Postwertzeichenhandlung und Albumverlagsanstalt" mit Geschäftslokal in der Roonstraße 19 (der heutigen Brahmsstrasse). Als Wohnhaus kaufte er die Villa Elisabethstraße 1 (heute Helmholtzstrasse), zog aber später in die Carl-Alexander-Allee 5 (heutige Freiherr-vom-Stein-Allee), während sein Geschäft in die Hummelstrasse 2 wechselte. Hier in Weimar verwirklichte er seine eigentliche Ambition, die Schaffung eines aktuellen Briefmarkenkataloges. Dazu ging er eine Partnerschaft mit der "Schwaneberger Album Schaufuß & Stolpe GmbH" in Leipzig-Reudnitz ein und 1920 gab es den ersten "Michel Briefmarkenkatalog Band II Übersee 1920". Mit der "Michel-Mark" im Verhältnis zum Dollarkurs und zur Papiermark wurde 1923 die hohe Inflation einbezogen. Nach Ende der Inflation im Dezember 1923 erschienen die Michel-Kataloge nunmehr in Eugen Berlin´s "Verlag des Schwaneberger Album GmbH". Die 18. Ausgabe des Kataloges "Europa 1926" war die letzte von Hugo Michel redigierte Ausgabe. Der nun fast 60jährige zog sich allmählich aus dem Kataloggeschäft zurück und begann als "Auktionskaufhaus klassischer Briefmarken" eine Reihe von Versteigerungen, die erste vom 2. bis 5. Februar 1927 im Saal des Hotels "Der Fürstenhof" am Karlsplatz 2. Wegen der schlechten Zeiten gab es von 1929 bis 1931 keine weiteren Auktionen, nach 1932 schlief dieses Geschäft ein.

Im Alter von 78 Jahren starb Hugo Michel am 9. Juni 1944 und wurde in Weimar auf dem Hauptfriedhof bestattet. Sein Grab findet man in der letzten Reihe am südwestlichen Ende des Friedhofes.


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