11. Mai 2007

A-Capella-Chor Zürich


Während unseres kurzen Aufenthalts in der Schweiz waren Esther und Piergiuseppe Snozzi aus Zürich zu Gast bei A. und P. Piergiuseppe Snozzi leitet den A-Capella-Chor Zürich, mit dem beide im Mai 2005 in Thüringen waren. Einem Konzert in der Severikirche in Erfurt folgte ein abendliches Treffen mit dem ganzen Chor und am 16. Mai vor der Heimreise eine Stadtführung in Weimar, bei der ich auch "Nebenschauplätze" zeigen konnte und damit viel Interesse weckte. Die Auftrittsorte wurden ein Jahr vorher beim ersten Besuch des Ehepaares ausgewählt und ausprobiert. Unser Kontakt mit beiden kam dadurch zustande, dass P. einige Jahre im Züricher Chor sang.


Piergiuseppe Snozzi stammt aus dem Tessin und leitete lange Jahre den von Prof. Dr. Walter Rüsch 1947 gegründeten Coro Palestrina Locarno nach dessen Tod, um die geistliche Musik des 16. und 17. Jahrhunderts zu pflegen. Inzwischen konzentriert sich "Piero" nur noch auf den A-Capella-Chor Zürich. Mittelpunkt des Chorrepertoirs bildet das Werk Palestrinas, aber auch Werke Cardosos, Viadanas, Allegris und anderer werden regelmäßig aufgeführt.

Piergiuseppe Snozzi:

"Ich bin überzeugt, dass diese meditative Musik gerade uns heutige Menschen fasziniert durch ihre schwerelose Durchsichtigkeit und ihr gleichmaßiges Strömen."

Klang und Raum und das Tempo erhalten besonderes Augenmerk in der Interpretation des Chores.
"Kritiker und Musikwissenschaftler haben zwar schon viel diskutiert, ´wie´ man Musik aufführen soll, aber noch wenig darüber, ´wo´das geschehen soll. Der Ort, wo eine Musikaufführung stattfindet, ist keineswegs unwichtig und müsste demnach einen direkten Einfluss auf das ´Wie´haben....
... Musik kann durch einen Ortswechsel an Qualität einbüssen. So entgeht uns leicht, dass ein guter Teil der ´klassischen´Musik heute in Konzertsälen aufgeführt wird, wie es sie noch gar nicht gab, als sie komponiert wurde (vor 1850). Werden nun Werke von Vivaldi oder Haydn in solchen Sälen aufgeführt, so wird die Musik dieser beiden Komponisten an Orten aufgeführt, wofür sie nicht gedacht waren. Was macht das für einen Unterschied? Je nachdem ist er beträchtlich oder nur bescheiden. Denken wir an die Resonanz, an den Hall eines Raumes. Die Präludien und Fugen des ´wohltemperierten Clavicembalos´von J. S. Bach haben eine eher rasche Akkordabfolge. Das ist so, hält Kurt Blaukopf in seinem Werk "Musik im Wandel der Gesellschaft 1982" fest, weil diese Musikstücke für ein Tasteninstrument gedacht waren, die in eher kleinen Räumen ohne Echo
aufgeführt wurden, so dass keine Gefahr bestand, dass sich die rasch folgenden Akkorde überlagerten und Missklänge erzeugten. Man kann sich also gut vorstellen, wie anders diese Stücke schon in einem mittelgroßen Saal klingen. Die Kantaten und Passionen von J. S. Bach hingegen sind für die Aufführung in einer Kirche gedacht und haben darum einen weniger dichten harmonischen Rhythmus, so dass sie sich für Räume mit etwas Nachhall besser eignen. ..." (Marcello Sorce Keller)


Tempowahl und Art der Aufführung nehmen immer Rücksicht auf die Klangverhältnisse der Kirchen, in denen der Chor auftritt. Das gewählte "Tempo" steht demnach nicht nur in Bezug auf die Komposition, sondern auch auf den Ort. Deshalb werden die akustischen Verhältnisse vor Ort geklärt und ausprobiert, ehe eine Entscheidung für oder gegen den Auftrittsort gefällt wird. Dabei sind auch Positionen von Sängern und Publikum von Bedeutung. Diese nicht neue Erkenntnis wird leider selten in die Tat umgesetzt. Die Komponisten des späten Mittelalters und der Renaissance haben ihre Messen und Motetten für bestimmte Kathedralen komponiert und dabei die Akustik dieser Räume berücksichtigt, in denen Töne erst nach einigen Sekunden verklingen. Piergiuseppe Snozzi dirigiert seinen Chor im Bewußtsein dieser Zusammenhänge.


Es wird ein Wiedersehen mit den Snozzis und dem Züricher Chor geben: zu Pfingsten 2007 in der Michaeliskirche in Jena und im Naumburger Dom. Selbstverständlich werden wir in Jena am Pfingstmontag dabei sein. Übrigens war der Auftritt 2005 überschattet von einem tragischen Unfall: Piergiuseppe stürzte in Erfurt und verletzte sich schwer, so dass er mit den Nachwirkungen noch bis Anfang 2007 zu kämpfen hatte.

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