Beim Aufschlagen der FR vom 20. März fiel mir eine Beilage in die Hände, die auf den ersten Blick wie eine der üblichen Anzeigen-Beilagen wirkte. Schon halb auf dem Weg in den Papierkorb sah ich etwas genauer hin: da schreibt Sönke Reimers, Geschäftsführer der FR über ein Zeitungsprojekt "FRiSCH" - Frankfurter Rundschau in der Schule", das bereits seit vergangenem Sommer die Zeitung unterrichtsbegleitend den Schulen als kostenloses Arbeitsmittel zur Verfügung stellt. Das starke Interesse der Schüler führte sogar zur Gründung einer FR-Jugendredaktion.
Und diese Jugendredaktion schwärmte im Februar aus, um beim Unternehmen McDonald´s, einem der Hauptsponsoren des Projektes, hinter die Kulissen zu schauen. Wörtlich: "Diese Beilage wurde von unseren FRiSCH-Schülerreportern eigenständig redaktionell erstellt. Die Möglichkeit dazu hat ihnen der Wirtschaftspartner des Projektes, McDonald´s Deutschland, gegeben." Und weiter: "Mit vielen kritischen Fragen und großem journalistischen Eifer sind die an die Sache herangegangen."
Natürlich habe ich mir daraufhin die acht Seiten etwas näher angesehen. Und das Ergebnis: Es handelt sich unzweifelhaft um eine Werbepublikation für McDonald´s. Dafür spricht auch der unverblümte Vermerk auf der ersten Seite: "Eine Anzeigen-Beilage von McDonald´s." Da ist es mit der kritischen Recherche nicht weit her, wenn Vorstandsvorsitzender, Personalchef und Direktor Marketing dieses Projekt für die geschönte Darstellung der Unternehmenspolitik nutzen. Nicht nur, dass hier Werbung und PR mit Journalismus vermischt wird, besonders empörend ist der Mißbrauch der jugendlichen Begeisterung und des Interesses der Schüler an der journalistischen Arbeit für die Selbstdarstellung eines Konzerns. Eine an sich gute Sache wie das Projekt "Zeitung in der Schule" mit der Chance für die Schüler zur eigenen Gestaltung journalistischer Themen und dem Heranführen an die Medien-Branche wird so zur Farce.
Originalton Reimers:" Gemeinsam (mit McDonald´s !) konnten wir unserem Anspruch gerecht werden, Jugendliche zu fördern, ihr Urteilsvermögen zu schärfen und ihr Interesse an kritischem Journalismus zu erfüllen." Wenn das nicht ein zynisches Programm für eine angeblich linksliberale Tageszeitung ist !
Die Praxis der Tageszeitungen, die Seiten zunehmend mit solchen vom normalen Zeitungstext schwer zu unterscheidenden Anzeigen-Beilagen zu füllen, stößt bei mir auf immer weniger Gegenliebe und wird wohl eines Tages dazu führen, daß ich mir das tägliche Tageszeitungs-Werbe-Blatt erspare. Dazu kommt, daß infolge der sich ständig vermehrenden Aufkleber auf den Briefkästen "Keine Werbung !" immer öfter Werbung direkt der Zeitung beigelegt wird, so daß man ihr nur noch durch Abo-Kündigung ausweichen kann.
23. März 2007
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