Am 23. Mai wurde in Weimar vor der Marienstraße 16 ein erster "Stolperstein" zur Erinnerung an den in Theresienstadt an den Folgen von Deportation und NS-Terror gestorbenen Weimarer Cellisten und Musikpädagogen Eduard Rosé gesetzt. Die "Stolpersteine" sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das von diesem 1997 ins Leben gerufen wurde. Ein etwa 10 x 10 x 10 cm großer Quader trägt eine Messingplatte, in die der Schriftzug "Hier wohnte..." und Name und Lebensdaten des jüdischen NS-Opfers eingraviert werden. Diese Platten werden im Gehweg vor den ehemaligen Wohnungen eingepflastert.
Auch in Jena und Ilmenau wurden am 22. und 23. Mai solche "Stolpersteine" gesetzt, am 26. Mai folgte Altenburg. In Weimar wurde dazu ein Initiativkreis gegründet, dem das Bürgerbündnis gegen Rechts, die Netzwerkstelle, das Soziokulturelle Zentrum Gerberstraße und Stattreisen angehören.
Gunter Demnig wurde 1947 in Berlin geboren, nach dem Studium von Kunstpädagogik, Industrial Design und Freier Kunst entwickelte er bereits 1993 den Entwurf für das Kunstprojekt "Stolpersteine". Die erste illegale (später legalisierte) Verlegung eines solchen "Stolpersteins" erfolgte 1997 in Berlin-Kreuzberg. Inzwischen sind 11.500 Steine in 236 Ortschaften in Deutschland, Österreich und Ungarn verlegt worden. 2005 erhielt Gunter Demnig für seine Aktivitäten das Bundesverdienstkreuz.
Verlegung in Weimar am 23. Mai
Foto: TLZ
Warum ich über diese Aktion in meinem Blog schreibe?
Schon lange tragen wir uns mit dem Gedanken, einen solchen Stolperstein vor unserem Hauseingang setzen zu lassen - zur Erinnerung an die jüdische Malerin Lucy Ortlepp geb. Bock, die hier lebte und 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Seit einigen Jahren recherchiere ich Leben und Werk der in Weimar schon fast vergessenen Künstlerin und arbeite gegenwärtig an den Vorbereitungen für eine Monografie. Um die Erinnerung an diese Frau und ihr Schicksal wachzuhalten, haben wir Christiane Weber für ihre Veröffentlichungen "Villen in Weimar" Unterlagen zur Verfügung gestellt (in Band 2 aufgenommen). Auch für den Band über jüdische Familien in Weimar der Weimarer Schriften sind dem Autor Harry Stein Angaben und Fotos bereitgestellt worden. Auf die Geschichte der Lucy Ortlepp bin ich bei den baugeschichtlichen Untersuchungen unseres Hauses gestoßen.
Voraussichtlich im Mai 2008 startet in Weimar die nächste Aktion des Künstlers - dann werden wir mit dabei sein.
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2 Kommentare:
Sehr geehrter Herr Rost,
auf der Suche nach Informationen über Lucy Ortlepp bin ich auf Ihre Seite gestossen. Tatsächlich ist es so, dass das Weimarer Stolpersteine-Projekt einen Stein für Lucy Ortlepp legen möchte. Desweiteren wollen wir in einem Zeitungsartikel über ihr Schicksal informieren und sie möglicherweise in die geplante Ausstellung aufnehmen. Da Sie über das Leben Lucy Ortlepps offenbar gut informiert sind und Interesse an dem Projekt haben, würde ich mich freuen, wenn Sie sich mit mir in Kontakt setzen würden. Ich bin unter menil at web punkt de erreichbar. Vielen Dank im Voraus und viele Grüße, Steffi
Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website post-weimar.blogspot.com Links tauschen
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