Im Jahr 2006 wurde in Weimar der Knabe Verlag wiedergegründet, ein Verlag, der durch seine Reihe "Knabes Jugendbücherei" mit seinen bunt illustrierten Büchern in der DDR jedem Kind bekannt war und 1984 nach dem Tod des Verlegers Wolfgang Knabe aufgelöst und an den Postreiter-Verlag Halle übergeleitet wurde. Das Stadtmuseum Weimar zeigt in einer Sonderausstellung vom 28. November 2009 bis 14. Februar 2010 eine umfassende Werkschau und Materialien zur Geschichte des Verlages, der ohne Zweifel zur Weimarer Stadtgeschichte gehört. Ein Begleitbuch von Jens Kirsten "Wurzelprinzessinnen, Detektive und eine Jugendbücherei voller Abenteuer - Die Geschichte des Gebrüder Knabe Verlages" schildert die Verlagsgeschichte, soweit sie heute noch rekonstruierbar ist (das Verlagsarchiv ist nach dem Übergang des Verlages an den Postreiter-Verlag Halle verschollen) sowie eine umfangreiche Bibliografie aller Kinder- und Jugendbücher nach 1945. Die Ausstellung wurde durch den Thüringer Literaturrat in Kooperation mit der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V., dem Stadtmuseum Weimar und der Herzogin Anna Amalia Bibliothek erarbeitet. Letztere hat ihren Bestand der Buchreihe inzwischen weitgehend vervollständigt.
Gegründet wurde der Verlag 1932 als Weimarer Druck- und Verlagsanstalt Gebr. Knabe KG im Lutherhof Weimar durch Gerhard Knabe (1902 - 1961) und Wolfgang Knabe (1906 - 1983) mit finanzieller und fachlicher Unterstützung des Vaters Karl Friedrich Knabe (1884 - 1965), der bereits 1912 - 1932 beim Weimarer Panses Verlag in der Scherfgasse tätig war (dieser Verlag gab u.a. die "Allgemeine Thüringische Landeszeitung Deutschland" heraus).Nach 1945 konzentrierte sich der Gebrüder Knabe Verlag Weimar ausschließlich auf die Veröffentlichung von Kinder- und Jugendbüchern. Nach der anfänglichen Herausgabe von Kinderbilderbüchern (u.a. ein Buch mit Zeichnungen des Professors an der Staatlichen Hochschule für Baukunst Horst Michel "Das bunte Spielzeugdorf" 1947) schufen die Verleger mit "Knabes Jugendbücherei" ein unverwechselbares Konzept, das den Einfluss- und Kontrollmaßnahmen des DDR-Literaturbetriebes widerstand und eine Überlebensstrategie als privater Verlag bot. Zwischen 1945 und 1984 erschienen 256 Titel mit zahlreichen Nachauflagen von über 100 Autoren. Zu ihnen gehörten Herta Fischer, Inge Müller, Walter Conrad, Hanns Krause, Hans-Günter Krack, Martin Selber, Wolfgang Held und Rudolf Weiß. Künstler wie Walter Klemm, Fritz Lattke, Engelbert Schoner, Horst Hausotte und Hans Wiegand illustrierten Bücher und gestalteten die für die Reihe so charakteristischen Einbände. Besonders haben es mir die in der Ausstellung gezeigten Originalzeichnungen dieser Künstler angetan.
Mit der Neugründung des Verlages 2006 durch Steffen und Tim Knabe, die Enkel der vormaligen Verleger, wird eine Tradition fortgesetzt und man kann hier nur verlegerischen Erfolg wünschen.
In meiner Bibliothek findet sich ein Sonderdruck als Faksimile-Ausgabe der Weimarer Druck- und Verlagsanstalt Gebr. Knabe KG Weimar von 1941 "Theophrastus Paracelsus - PROGNOSTICATION AUFF XXIIII JAR ZUKÜNFTIG", herausgegeben vom Bibliothekar Eduard Strübing (der im Dezember 1945 wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP aus dem öffentlichen Dienst entlassen wurde) in einer einmaligen Auflage von 750 gezählten Stücken. Mein Exemplar trägt die Nummer 15 und hat im Frontispiz eine handschriftliche Widmung des Herausgebers für den "Bibliotheksdirektor Paul Ortlepp" vom 16.5.1945, der jedoch wegen seines frühen Todes dieses Amt nur wenige Monate ausüben konnte.
Ausstellung Stadtmuseum Weimar
28. November 2009 bis 14. Februar 2010
Karl-Liebknecht-Str. 5 - 9
99423 Weimar
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