Eine ähnliche Problematik wie in Hamburg beschreibt Niklas Maak in der FAZ vom 18. November 2009 unter dem Titel "Fort mit dem weißen Karton". Es geht um den letzten zentralen Bauplatz in Berlin am Humboldthafen, den Wowereit mit einer neuen Kunsthalle bebauen möchte, nachdem "Alexanderplatz und Potsdamer Platz mit Shoppingmalls und Kinos zugepflastert wurden, am Pariser Platz die schweigsamen Fassaden von Banken und Botschaften dominieren, am Platz der Republik Abgeordnetenbüros und Hundehaufen."
Hier einige wörtliche Ausschnitte:
"Wo zu viel offensichtlicher Kapitalismus herrscht, wird nach Kunst gerufen. So auch hier..."
"...Die eigentliche Frage lautet: Warum schon wieder eine Kunsthalle? Warum baut man wieder den gleichen öden weißen Karton? Könnte man Kunst nicht ganz anders zeigen?..."
"...Es ist in Mode gekommen, Kunsträume als wertsteigernde Dekokirsche auf kommerzielle Immobilienprojekte zu setzen; der Künstler soll dem Quartier das Aroma urbaner Widerständigkeit geben und so der Sterilität entgegenwirken, die das Projekt erst in die Stadt bringt. Es ist verständlich, dass die Künstler da streiken; dass sie sich nicht zu den Würstchen machen lassen, zu denen Wilhelm Brandt, Pressesprecher des Immobilienentwicklers VIVICO, sie erklärt, wenn er Kunst im "Tagesspiegel" als Köder bezeichnet, um wichtige Menschen in die Stadt zu locken: "Das ist wie bei einer Wursttheke: Je größer die Auswahl, desto besser...."
"...Der Humboldthafen ist Berlins letzter Platz, an dem Architekten und Stadtplaner zeigen könnten, wie der öffentliche Raum des einundzwanzigsten Jahrhunderts aussehen und welche Rolle Kultur dabei spielen soll..."
Vielleicht sollte man in der Begriffsgeschichte auf die hellenistische Antike zurückgehen, die das Wort Museum nicht nur auf ein Haus bezog, sondern damit einen ganzen Stadtteil bezeichnete, eine "poröse, auch sozial durchlässige Struktur, eine aus offenen Räumen zusammengewachsene Kulturlandschaft, in der Künste - auch Tanz, Theater, Musik - anders aufführbar wären?..."
20. November 2009
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